* Apostel von 1954 bis 1957
* Bezirksapostel von 1957 bis 1985
Lebensdaten
- geboren am 18. Juli 1912 in Frankfurt am Main (Hessen-Nassau), Preußen
- gestorben am 29. November 2008 in Kapstadt, Südafrika
Amtstätigkeit
- 1937: Unterdiakon
- 1952: Diakon
- 18. Juli 1954: Bezirksevangelist
- 12. Dezember 1954: Apostel durch Bezirksapostel Arno Erdmann Abicht in Kapstadt, Südafrika
- 3. Oktober 1957: Bezirksapostel - durch Brief von Stammapostel Johann Gottfried Bischoff (spätere Bestätigung am 22. Juni 1958 in Pforzheim, Baden-Württemberg)
- 27. Oktober 1985: Ruhesetzung durch Stammapostel Hans Samuel Urwyler in Kapstadt-Silvertown, Südafrika
Arbeitsbereich
westlicher Teil der Südafrikanischen Union bzw. Südafrikas, Südwestafrika
Aus seinem Leben
(Mit freundlicher Genehmigung des Bischoff Verlages. Entnommen aus "Wächterstimme" vom 1. Dezember 1985, S. S 88. © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg)
"Im Jahre 1912 übersiedelten meine neuapostolischen Eltern von Zürich nach Frankfurt am Main, wo ich am 18. Juli desselben Jahres geboren, getauft und dann durch den damaligen Apostel J. G. Bischoff versiegelt worden bin. 1914 zogen meine Eltern wieder in die Schweiz und ließen sich in Zürich nieder. Fest eingegraben in meiner Erinnerung stehen meine Lehrer in der Sonntagsschule und im Konfirmandenunterricht. Nach meiner Konfirmation sang ich mit Begeisterung im Chor mit und schloß mich unserer Jugend an. Gleichzeitig begann ich meine Lehrzeit als Sanitärmonteur. Aus Gesundheitsgründen mußte ich jedoch meinen Beruf wechseln und erlernte das Friseurhandwerk.
Mit Hilfe meines Vaters kaufte ich 1935 ein Friseurgeschäft im Zentrum von Zürich; 1936 heiratete ich. Gott segnete uns mit zwei Kindern: Erika, 1938 geboren, und Karl-Peter, 1942 geboren.
In der Gemeinde Zürich-Hottingen wurde ich 1937 in das Amt eines Unterdiakonen berufen; 1940 bestimmte mich der damalige Bezirksapostel zum Dirigenten dieser Gemeinde. Zehn Jahre leitete ich diesen Chor.
Im Jahre 1950 verkaufte ich mein in Blüte stehendes Geschäft und wanderte nach Kapstadt aus, wo ich eine neue Existenz gründete. Auch hier betätigte ich mich wieder in der Weinbergsarbeit. 1952 empfing ich das Diakonenamt. Am 18. Juli 1954 wurde ich zur Betreuung aller Chöre und Dirigenten im Kapbezirk bestimmt und in das Bezirksevangelistenamt gesetzt, und am 12. Dezember desselben Jahres rief mich der Bezirksapostel Abicht im Auftrag des Stammapostels ins Apostelamt.
Nach dem Tod von Apostel Abicht übertrug mir der Stammapostel am 3. Oktober 1957 den Auftrag, dem Kapbezirk als Bezirksapostel zu dienen.
Als sehr junger Dirigent ließ ich oft das Lied 'Stern, auf den ich schaue ...' (GB 405) singen. Der Grund meiner damaligen Begeisterung gerade für dieses Lied war: Erstens paßte es immer; zweitens war es außerordentlich leicht zu dirigieren und drittens konnte es der Chor auswendig. Erst nach meiner Ordination zum Apostel, ungefähr 20 Jahre später, erkannte ich die tiefe Bedeutung der Worte, die in diesem Liede stehen: 'Nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!' Ich hatte zwar das Apostelamt empfangen, jedoch nie als Priester, Evangelist, Hirte oder Vorsteher gedient. Auch habe ich nie einen Unterbezirk geleitet oder das Bischofsamt getragen. Als ich Anfang 1955 meine Arbeit als Apostel aufnahm, war mir eines ganz deutlich: ... nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du! Dieses Wissen erweckte von allem Beginn meiner Tätigkeit an einen über alles herrschenden Trieb in mir: Du mußt lernen! Überall! Von jedem, wo immer du kannst. Diese innere Einstellung blieb mir erhalten bis zum letzten Arbeitstag.
Im Jahre 1955 durfte ich den Stammapostel Bischoff besuchen. Bei diesem Anlaß gab mir der Stammapostel Gelegenheit, einige Bezirksapostel zu besuchen. Nie werde ich die beiden Bezirksapostel Volz und Hahn vergessen; beide öffnete mir Herz und Haus, nahmen mich in die Familie auf wie einen Sohn. Beide führten mich vorbehaltlos in ihre Verwaltung ein und erwiesen sich mir als feinfühlige, liebevolle Lehrer. Sie boten mir alle erdenkliche Hilfe an und standen mir bei in allem, dessen ich bedurfte.
Während der anderthalb Jahre, in denen ich unter der Hand des Bezirksapostels Abicht in Südafrika diente, war ich oft allein im Kapbezirk, denn mein Bezirksapostel war manchmal monatelang auf Dienstreisen in Australien, Südamerika oder Rhodesien. Ich durchlebte keine leichten Zeiten, denn in diesem meinem Verantwortungsbereich mußten viele Fäden, die gerissen waren, wieder geknüpft werden, sollte doch das Muster, das Bild Jesu Christi, an seinem Tag in den Seelen der Seinen stehen. Noch etwas muß ich hier bekennen: Erst jetzt lernte ich die Tiefe der Worte Jesu in etwa verstehen: 'Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien gleichwie wir' (Johannes 17, 11). Seither hat mich das Streben nach immer völligerem Einssein nie verlassen. Das bedurfte mancher Opfer und löste Tränen aus, denn das Einssein ist eine lebenslange Aufgabe, ein Weg der Selbstaufgabe und des Glaubensgehorsams.
Ich durfte unter der fürsorgenden Leitung und Pflege von vier Stammaposteln arbeiten: Stammapostel Bischoff, Schmidt, Streckeisen und Urwyler. Alle unterstützen mich in diesem Streben nach völligem Einssein liebevoll und geduldig.
In meinen gereifteren Jahren lernte ich, Kritik mir gegenüber ernst und objektiv aufzunehmen. Später habe ich sie sogar von meinem engeren Mitarbeiterkreis erwartet. Wer das nicht tut, steht in Gefahr, sich selbst zu überschätzen. 'Zeige mir einen selbstgefälligen Menschen, und ich zeige dir einen Versager.' Auch das erlebte ich in einem gewissen Sinne an mir selber. In der Erfüllung des Jesuwortes: '... und lernet von mir' (Matthäus 11, 29) lag für mich die Hilfe.
Heute kann ich im Zurückschauen sagen: Auch ein Apostel Jesu Christi bleibt immer ein Mensch, und zwar ein fehlbarer. Deshalb war eben auch für mich ein Lob angenehmer als Kritik, und ganz besonders dann, wenn das Lob echt war. Ich habe aber nie vergessen, was ich bei Stammapostel Schmidt oft beobachtete: Immer, wenn ihn jemand lobte, wurde er sehr still und vorsichtig. Trotzdem habe ich mein erstes Lob von einem Stammapostel auch nie vergessen. Anläßlich eines Besuches bei dem Stammapostel Bischoff sagte dieser unter anderem zu den Anwesenden: 'Vor etwa einem Jahre sagte ich dem Apostel Gut: Stehen Sie immer zu Ihrem Bezirksapostel. Diesen Auftrag hat er erfüllt.' Das tat mir ebenso wohl wie die Worte des Stammapostels Urwyler anläßlich meiner Ruhesetzung: 'Er hinterläßt ein gesegnetes Arbeitsfeld.' Daß ein solches Lob erfreut, ist natürlich; das liegt sogar in der Natur Jesu. Er freut sich darauf, uns allen eines Tages sagen zu können: '... du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen' (Matthäus 25, 21). Was wird das für Freude sein! - Ich habe mich an meinen Bezirksapostel gehalten bis zu dem Augenblick, als ich, den Motor meines Autos schon angelassen und bereit, mit meinem Sohn in den Urlaub zu fahren, telefonisch die Nachricht von seinem plötzlichen Ableben als Folge eines Autounfalles erhielt. Das war im September 1957. Was es bedeutete, mit über 30 000 Seelen als Apostel plötzlich allein zu stehen, will ich gar nicht versuchen in Worte zu kleiden. Später gab mir der Stammapostel Bischoff einen Helfer. Er setzte meinen treuen und liebevollen Bischof Albert Budden ins Apostelamt.
Die Zeit zwischen 1957 und 1960 war für mich durch eine ungeheure Arbeitslast geprägt. Zu Anfang 1957 mußten wir aus den gemieteten Büros in ein großes Wohnhaus mit einem ansehnlichen Nebengebäude umziehen. Eine richtige Verwaltung mußte aufgebaut werden. Noch der Bezirksapostel Abicht hatte das Gebäude gekauft, war dann jedoch aus Südamerika nicht mehr zurückgekehrt.
Gottes Werk hat im Kapbezirk damals in seiner Mitgliederzahl stark zugenommen. Viele Änderungen in der Struktur der Verwaltung waren notwendig. Wir begannen, Kirchenbänke, Altäre und andere Einrichtungsgegenstände für die Kirchenneubauten selbst zu entwickeln und herzustellen. Außerdem änderten wir Konzeption und Verfahren im Kirchenbau; auch waren Fachleute und Helfer zur Pflege und einer geordneten Unterhaltung unserer Kirchengebäude notwendig geworden. Die Arbeitslast nahm zu.
Da es dem Stammapostel Schmidt noch nicht möglich war, uns im Kapbezirk zu besuchen, war es sozusagen mein Wunschtraum, einen Apostel aus Europa einzuladen. Ich wußte aber, daß solche Reisen zu jener Zeit nur bedingt durchführbar waren. Als dann im Jahre 1962 der Stammapostel Schmidt den Bezirksapostel Streckeisen und Apostel Hänni nach Johannesburg sandte und mir den Auftrag gab, ihnen dort beizustehen, sah ich meine 'Gelegenheit' gekommen. Nach einem ausführlichen und eindringlichen Telefongespräch willigte der Stammapostel Schmidt ein, daß die beiden Apostel auch uns im Kapbezirk dienen sollten. Das war seit meiner Tätigkeit als Apostel der erste einer Reihe gesegneter Besuche aus Europa. 1965 bescherte uns ein besonderes geschichtliches Ereignis - den ersten Stammapostelbesuch auf dem afrikanischen Kontinent. Danach weilten bei uns: 1969 der Bezirksapostel Bischoff; im Jahre 1972 die Bezirksapostel Schiwy und Gerke; 1975 die beiden Bezirksapostel Startz und Higelin und im Oktober 1977 gar drei Gesandte des Herrn: der Bezirksapostel Schumacher und die Apostel Engelauf und Volz. Diese Besuche der Botschafter Jesu Christi, denen sich jedes Mal auch die Apostel der südafrikanischen Apostelbezirke anschlossen, waren ein wesentliches Element, eine große Hilfe in meinem Streben nach völligem Einssein. Die Gemeinschaft mit ihnen, ihr kraftvolles, freudiges Dienen, der Gedankenaustausch unter Aposteln und Bischöfen, all das brachte meinen geliebten Brüdern und Schwestern in unserem Bezirk die Geschwister und Brüder aller Länder näher, es wurde in ihnen das Bewußtsein geweckt: Wir sind ein Volk auf der ganzen Erde, das Volk des Herrn! Unendlich viel Freude und Glaubenskräfte wurden frei. Alle Gotteskinder sahen, hörten und erlebten: Wir werden richtig gelehrt! Sie empfanden: Diese Männer wie auch unsere Apostel schauen auf zum Stammapostel. Was sie vorher glaubten, das wußten sie nun ganz genau.
Für mich und meine Mitapostel waren diese Begegnungen, wie auch die Besuche beim jeweiligen Stammapostel Brunnen der Kraft. Viele neue Anregungen wurden empfangen, die später verwirklicht werden konnten.
In diesem Zeitabschnitt wurde auch ein neuer Lehrplan für unsere Sonntagsschüler aufgestellt. In Kapstadt gibt es sehr viele große Gemeinden, Gemeinden mit 1500, 2000 und mehr Mitgliedern. Die Familien sind kinderreich. Man stelle sich vor, daß man in einem großen Kirchenraum fünf bis sechs Gruppen zu je 25 bis 30 Kindern unterrichtete. Auch alle verfügbaren Nebenräume wurden mitbenutzt. Wir haben dann die Sonntagsschüler in drei Altersklassen eingeteilt. Dazu wurde ein Lehrprogramm für jede Unterrichtsstunde der drei Zweijahresklassen ausgearbeitet. Eine Klasse umfaßte immer für ein Jahr das Alte Testament und für das zweite Jahr das Neue Testament und behandelte immer nur Themen aus dem Lehrbuch "Fragen und Antworten", der "Biblischen Geschichte" und den Beiträgen in der "Sonntagsschule" sowie die dazu passenden Beschreibungen aus der "Geschichte der Neuapostolischen Kirche", die dem Alter der Kinder entsprachen und von diesen auch verstanden wurden. das hatte den entscheidenden Vorteil, daß kleine Kinder nichts gelehrt wurde, was sie nicht verstehen konnten und große Kinder Wiederholungen und Dinge, die sie schon lange begriffen hatten, nicht mehr mit anhören mußten. Dasselbe galt auch für die Konfirmanden. Auch die Lehrer selbst wurden in regelmäßigen Zusammenkünften in ihre Aufgaben hineingeführt und nach den Erfordernissen systematisch unterrichtet. Dann gründeten wir auch einen Schul- und Schallplattenchor, der insbesondere zur Ausbildung von Dirigenten dient. Die mit diesem Chor durchgeführten Vortragsabende brachten uns Gäste in großer Zahl, die sonst nie unsere Kirche betreten hätten. So konnten viele Freunde gewonnen und auch manche Seele ins Werk Gottes eingebaut werden. Diese Arbeit begann 1965. Selbstverständlich wurde der Pflege der Jugend und der Ausbildung der Jugendleiter viel Zeit gewidmet. Mit all diesen Dingen haben sich Arbeitsgruppen erfolgreich beschäftigt.
Als Organisation mußten wir uns auch mit einer bestimmten Revolution, der Elektronik, auseinandersetzen; insofern blieb uns nichts anderes übrig, als für die sich zwangsläufig ergebenden Aufgaben einer Einrichtung von unserer Größenordnung den Fortschritt der Zeit zu nutzen. Zudem waren wir gezwungen, unsere Verwaltung in ein anderes Gebiet zu verlegen, denn das erwähnte Wohnhaus erwies sich ohnehin auf die Dauer als unzulänglich. Nach intensivem Suchen fanden wir einen Bauplatz, der unseren Anforderungen entsprach. Nun galt es zu planen, in die Zukunft zu blicken. Ich entschied zugunsten eines dreigeschossigen Gebäudes, wodurch das erlaubte Bauvolumen voll genutzt wurde. Damals, im Jahre 1973, war das neue Verwaltungsgebäude viel zu groß. Wir vermieteten ein ganzes Stockwerk. Heute entspricht selbst dieses stattliche Haus den gestellten Anforderungen nicht mehr. Im Jahre 1974 begannen wir mit der elektronischen Datenerfassung unserer Mitglieder und später auch der Beitragszahler unserer Beerdigungsversicherung. Das brachte zwar zu jener Zeit einige kritische Einwände, aber die Richtigkeit der damaligen Entscheidung hat sich im Laufe der Zeit zweifellos erwiesen.
Im Jahre 1962 wurde der Apostel Budden, der nur vier Jahre an meiner Seite mit viel Liebe gedient hatte, durch den Stammapostel Walter Schmidt dem Apostel Kreunen im Bezirk Pretoria zur Hilfe gegeben. So stand ich wieder allein mit etwa 45000 Geschwistern. Da der Apostel Budden sich aus Zeitmangel damals von den Geschwistern in Südwestafrika - denen er ja viel gedient hatte, - nicht verabschieden konnte, versprach ich den dortigen Geschwistern, daß er ihnen später einen Gottesdienst halten werde. Dieses Versprechen erfüllte sich erst im Juni 1971.
Es geschah auf dem Rückflug nach Kapstadt. Schwester Budden, ich selbst und danach der Apostel Budden - in dieser Reihenfolge saßen wir im Flugzeug, das soeben nach einer Zwischenlandung in Alexander Bay aufgestiegen war. Wir unterhielten uns angeregt. Ich stellte meinem Mitapostel und Freund Albert eine Frage, doch er antwortete nicht mehr, - erhatte einen Herzanfall erlitten. Ein Arzt befand sich an Bord. Sofort wurde ihm Sauerstoff zugeführt, eine Herzmassage eingeleitet und Atembehandlung angewendet. Zwei Stunden lang wechselten wir uns, der Arzt und ich, mit dem Massieren ab. Am folgenden Tag ging der treue, eifrige und liebevolle Bezirksapostel in jene Welt. Nochmals möchten ich und alle, die damals betroffen waren, so etwas nicht mehr erleben.
Zwei Jahre, nachdem der Apostel Budden nach Johannesburg gerufen worden war, bekam der Kapbezirk die lang erwartete Hilfe. Die beiden Bischöfe Kitching und MItas wurden am 16. August 1964 in Dortmund in einem feierlichen Gottesdienst zu Aposteln ordiniert. Damit brach für den Kapbezirk ein besonderer Abschnitt sehr intensiver Seelenarbeit an. Das Werk Gottes wuchs nach innen und außen. Nach dem Heimgang des Bezirksapostels Budden beauftragte der Stammapostel Schmidt mich bis auf weiteres mit der zusätzlichen Führung des Apostelbezirks Pretoria. Wiederum mußte ich einen im Kapbezirk so notwendigen Mann abgeben, nämlich den Apostel Johann Kitching, damit dieser im Bezirk Pretoria helfe. Der Stammapostel Schmidt hatte meinem diesbezüglichen Vorschlag zugestimmt. Die Bedienung zweier so ausgedehnter Bezirke brachte außerordentliche physische und geistige Anstrengungen mit sich. Zudem wurde im Jahre 1972 auch die Missionsarbeit in Mosambik begonnen.
Kurz nach den dreieinhalb Jahren kräftezehrender Arbeit in diesen zwei Bezirken, während des Besuches der beiden Bezirksapostel Startz und Higelin, wurde ich schwer krank. Ich mußte mich zwei Operationen unterziehen. In dieser Zeit fühlte ich mich von großer Liebe und eine Welle von Gebeten getragen. Der Stammapostel Streckeisen rang mit dem lieben Gott: 'Herr, du hast kürzlich mehrere Apostel abgerufen, aber den Apostel Gut kannst du mir jetzt nicht auch noch nehmen!' Meine völlige Genesung war wie ein Wunder. Als ich den ersten Gottesdienst in der Muttergemeinde Claremont hielt, flossen viele Tränen der Freude. Auch das war wiederum eine Schule für sich. Zum ersten Mal lernte ich erkennen, wie groß und umfassend, wie stark die Liebe unter den Gotteskindern und -knechten ist. Es war ein wundersames Erleben.
Der Besuch des Stammapostels Streckeisen in Kapstadt, der Endstation seiner geplanten Besuchsreise, wurde für alle Gotteskinder hier zu einem unvergeßlichen Ereignis, das sich wohl jedem tief in die Seele einprägte. Soviel Liebe, soviel Weisheit, soviel wunderbarer kindlicher Glaube ... fast zuviel, um alles aufnehmen zu können. Die Einweihung der Kirche Silvertown, der Gottesdienst für die Entschlafenen in derselben Kirche und dann der Heimgang dieses großen Gottesmannes, das erschütterte uns in einem Maße, wofür menschliche Worte zu gering sind, es zu beschreiben.
Was dann aber aus diesem seinem Abscheiden für das ganze Gottesvolk aufging, das wußte damals niemand, das konnte auch niemand erwarten. Es war das Arbeiten und Wirken seines Nachfolgers, unseres Stammapostels Hans Urwyler. In völliger Harmonie mit ihm und meinen Mitarbeitern erlebten wir die letzten sieben Jahre meiner Amtstätigkeit. Weitere Apostel durften uns besuchen, unsere Jugendtage bereichern. Es waren dies die Bezirksapostel Kühnle und Bischoff (1979) sowie Pos (1983), danach der Apostel Luigi Albert und noch später der Bezirksapostel Richard Fehr (ich kann nur hoffen, niemand namentlich vergessen zu haben, der während seines Aufenthaltes in Südafrika auch an meiner Seele gearbeitet hat). In seiner Liebe sandte der Stammapostel den Bezirksapostel Kraus im Jahr 1982 zu uns; er schickte den, der einen außergewöhnlichen Platz in meinem Leben einnahm, ausgerechnet zu meinem 70. Geburtstag nach Kapstadt. (Woher diese innige Verbindung zu dem Bezirksapostel Kraus rührt, berichtete ich in 'Christi Jugend' vom 1. Juli 1985).
In dem Zeitabschnitt der letzten sieben Jahre wurde das Begonnene verbessert und ausgebaut. Schon zuvor wurde die durch die Versetzung des Apostels Kitching nach Johannesburg entstandene Lücke im Kapbezirk 1974 verzäunt; der Bischof Johann Constant Laubscher wurde ins Apostelamt berufen. Im Jahre 1982 erhielt der Kapbezirk noch einen weiteren Helfer in dem Apostel Cecil Hendricks. Diese meine Mitapostel, dazu die sieben Bischöfe und die 71 Bezirksämter mit ihren treuen Helfern haben vieles an den Seelen der Gotteskinder getan. Die Arbeit aber, die von den Geschwistern, von den Diakonen und Unterdiakonen sowie von den Priestern geleistet wurde, ist nicht in Worte zu kleiden. Diese Arbeit steht im Buche des Lebens angeschrieben.
Wenn ich auf die 30 Jahre meiner Tätigkeit als Apostel Jesu Christi zurückblicke, sehe ich drei tragende Elemente, die das innere und äußere Wachsen der Gotteskinder hier im Kapbezirk möglich gemacht haben: Die unendliche Liebe und Gnade und Geduld des großen Gottes, unseres himmlischen Vaters; zweitens den kindlichen Glauben unserer Geschwister hier, von denen man wohl sagen kann (und da schließe ich mich mit ein), daß sie aus allen Völkern und Sprachen und Nationen stammen und doch ein gemeinsames Volk, das des Herrn, bilden! Und das dritte Element sehe ich in der unbedingten Treue und Nachfolge meiner Mitapostel und unserem gemeinsamen Streben, im Einssein mit dem Stammapostel immer völliger zu werden. Ich kann es nicht anders sagen: unsere unverbrüchliche Liebe zu den anvertrauten Seelen muß den lieben Gott bewogen haben, uns unvollkommene Knechte zu segnen.
Ich blicke dankbar auf ein äußeres Wachstum zurück, das sich während der dreißig Jahre meiner Amtszeit ergeben hat. Das kann jeder sehen. Was aber beim lieben Gott, was in der Ewigkeit zählt: das innere Wachstum, die Würdigkeit aller anvertrauten Seelen, - das sieht das menschliche Auge nicht. Die letzte Entscheidung über Würdigkeit, über inneres Wachstum und Vollendung liegt beim lieben Gott ... Eins aber weiß ich, daß alle, auch die Ärmsten und Geringsten, die mit dem Wort Gottes ernstlich an sich selbst arbeiten, beim lieben Gott in Gnade stehen und deshalb auch in Gnaden angenommen werden.
Erst in den letzten Jahren meiner Amtstätigkeit konnte ich auch das Wort Jesu verstehen: 'Also auch ihr; wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte' (Lukas 17, 10). Wieviel mehr hätte ich doch tun können, wieviele Fehler sind mir doch im Laufe der Zeit unterlaufen, wieviele Gelegenheiten sind ungenützt an mir vorbeigegangen! Ohne die Hilfe des großen Gottes, unseres himmlischen Vaters, und die Gnade seines Sohnes, Jesu Christi, die alle diese Fehler und Unzulänglichkeiten deckte, wäre meine Arbeit die eines unnützen Knechtes. So aber, weil ich noch in der Gnade stehen darf, sehe ich mit Freuden einer wunderbaren Zukunft der inneren Entwicklung und der Vollendung hier im Kapbezirk und auf der ganzen Erde ebenso entgegen wie dem Tag des Herrn. Im steten Streben nach der Vertiefung des Einsseins mit dem Sohne Gottes und unserem Stammapostel, mit meinem neuen Bezirksapostel und den Aposteln sowie allen Segensträgern hier im Bezirk und in der Gemeinde will ich mit meiner treuen Gehilfin auf den Tag der Vollendung warten. Ja, komme bald, Herr Jesu!"
Über die Ruhesetzung wird folgendes berichtet (Mit freundlicher Genehmigung des Bischoff Verlages. Entnommen aus „Wächterstimme" vom 1. Dezember 1985, S. S 87. © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg): "Während seines Aufenthaltes in Südafrika setzte der Stammapostel den Bezirksapostel Karl R. Gut am 27. Oktober 1985 in den Ruhestand. In einem kurzen Überblick über das Leben des Bezirksapostels legte der Stammapostel seinen herzlichen Dank für die jahrelange Arbeit hinein. Dabei erinnerte er auch an die Begegnungen, die er selbst mit dem damaligen Dirigenten Karl Gut hatte, und sagte unter anderem: 'Zu jener Zeit arbeitete ich als junger Mann in Zürich und ging begeistert in die Gottesdienste. Der dortige Chordirigent machte einen großartigen Eindruck auf mich. Aber damals habe ich nicht gedacht, daß wir uns heute hier sehen und ich eine solche Aufgabe an ihm erfüllen muß. Ja, die Wege Gottes sind unerforschlich. In seinem Lebenslauf habe ich nachgelesen, was ich mir aufgeschrieben habe: <<Am Ende meines Auftrages werde ich nicht eine Statistik (über Erfolge) vorweisen müssen, sondern meinen Seelenzustand!>> Ja, er kann vor dem Herrn bestehen! - Ich nehme ihm heute die Last des Amtes ab, bleiben sollen aber alle gesammelten Freuden, und diese sollen sich noch vermehren.'
Der Bezirksapostel Pos wandte sich im Namen des Internationalen Apostelbundes an den Bezirksapostel Gut und sagte sinngemäß unter anderem: Wenn ich deinen Weg vor mir sehe, dann durchzieht uns große Dankbarkeit. Es war ein besonderer Weg, den du gingst und auf dem du das Apostelamt empfangen hast; es ist wiederum ein besonderer Weg, wie du in den Ruhestand trittst, denn deine kindliche Gesinnung prägt auch diesen Schritt. Betrachte ich deine Arbeit, die du während dieser Zeit vollbracht hast, so steht mir ein Bild vor Augen: Eine Welle schwemmt über das Land und hinterläßt fruchtbringende Spuren, doch dann zieht sie sich wieder zurück ins Wasser ... Die stärkste Kraft, die von unserem himmlischen Vater ausgeht, die Liebe, hast du in die Herzen vieler gelegt ...
Bezirksapostel H. Wend feierte am 18. Juli 2007, dem 95. Geburtstag von K. R. Gut, einen Gottesdienst in der Gemeinde Mainz und sagte über den Bezirksapostel im Ruhestand: "Er war und ist ein starker Beter, dem Herrn in allem dankbar und hat sich bis heute die Freude am Werk bewahrt. [...] Wir sind froh, dass wir ihn haben, denn er sorgt auch im hohen Alter mit seinem unvergleichlichen Charme und feinem Humor bei den Zusammenkünften im Kreis der Geschwister und bei den Senioren mit so mancher Anekdote aus seinem reichen Lebensschatz immer wieder für eine schöne apostolische Stimmung."
Während seiner Zeit als Bezirksapostel hat sich die Mitgliederzahl in seinem Arbeitsbereich von rund 17.000 auf 120.000 erhöht. In den 48 Jahren seiner Amtstätigkeit hat er in der innigen Verbindung mit seinen Vorangängern in großem Segen gewirkt.
Nach seinem Ruhestand lebte er jeweils ein halbes Jahr in Südafrika und ein halbes Jahr in Deutschland. Nach dem Tode seiner Frau Friedel heiratete er im Jahr 1994 Ursula Tölle aus Mainz. Wenige Monate vor seinem Tod beschloss K. R. Gut, künftig nur noch in Südafrika leben zu wollen. Kurz nach dem endgültigen Umzug nach Südafrika verstarb auch seine zweite Ehefrau Ursula.
Die Trauerfeier führte Bezirksapostel N. E. Barnes am 3. Dezember 2008 im Maitland-Krematorium Kapstadt (Südafrika) durch.
Anschließend fand in Kapstadt-Silvertown (Südafrika) ein Trostgottesdienst statt.
Aus seiner Feder (Auszug):
- Südwest-Afrika und Namaqualand (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1961, S. 72)
- Jugend am Kap (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1965, S. 59)
- Reise nach Malawi (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1970, S. 50)
- Harmonie - Vollendung (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1982, S. 60)
- Begegnungen (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1983, S. 63)
- Glauben (aus "Christi Jugend" 10/1983, S. 74)
- Weiße Flecken (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1985, S. 129)
- ... dann arbeitet er für dich! (aus "Christi Jugend" 7/1985, S. 50)
- Kapbezirk 1954 bis 1985 (aus "Wächterstimme", Sondernummer vom 01.12.1985, S. S89)
- Es zählt allein der Zustand meiner Seele (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1994, S. 106)
Bei Fragen kontaktieren Sie uns gerne unter redaktion@nak-geschichte.de.
K. R. Gut
12. Dezember 1954
Downloads
- Ordinationsmitteilung (Mit freundlicher Genehmigung des Bischoff Verlages. Entnommen aus „Wächterstimme" vom 15. Januar 1956. © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg)
- Stimmprobe von Bezirksapostel K. R. Gut, 1979
- Ruhestandsmitteilung (Mit freundlicher Genehmigung des Bischoff Verlages. Entnommen aus „Wächterstimme" vom 1. Dezember 1985. © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg)
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