* Apostel von 1953 bis 1957
- geboren am 11. Oktober 1896 in Sarmenstorf (Aargau), Schweiz
- gestorben am 25. Januar 1957
Amtstätigkeit
- 11. Oktober 1925: Unterdiakon
- 19. Dezember 1926: Diakon
- 19. Februar 1928: Priester
- 21. September 1933: Hirte
- 2. Oktober 1938: Bezirksältester in Zürich, Schweiz
- 5. August 1951: Bischof durch Stammapostel Johann Gottfried Bischoff in Frankfurt am Main, Hessen
- 11. Oktober 1953: Apostel durch Stammapostel Johann Gottfried Bischoff in Zürich-Wiedikon, Schweiz
Arbeitsbereich
Österreich, Teile der Schweiz
Lebenslauf
„Am 11. Oktober 1896 wurde ich in Sarmenstorf, Kanton Aargau/Schweiz, geboren. Nicht die Geburt war der Mutter größte Sorge, es quälte sie vielmehr die Frage: Wird das Einkommen reichen, um den Hunger des vierten Buben zu stillen? So arm war der Vater, der Sohn eines Schullehrers. Wie groß mag aber erst die Sorge meiner tapferen Mutter gewesen sein, als noch zwei weitere Söhne zur Familie kamen! Doch es ging, wenn auch nicht immer alle Sorgen beseitigt werden konnten. Ein Jahr nach meiner Geburt zogen wir nach Rotkreuz im Kanton Zug, wo mein Vater bei der Eisenbahn eine Anstellung als Streckenwärter gefunden hatte. Hier besuchte ich die Schule, und alle meine Kindheitserinnerungen gehen an diesen Ort zurück. Nach der Schulzeit und der beruflichen Ausbildung zog man mich, noch nicht 19 Jahre alt, zum Militärdienst ein. Um uns herum tobte der Erste Weltkrieg. In den schweren Jahren blieb mir mancher Wunsch des Lebens unerfüllt. Erst später merkte ich, daß es gut so war, denn der liebe Gott hatte ja andere Gedanken mit mir. Heute sehe ich alles im rechten Licht und kann Gottes Liebe preisen. Schaue ich auf mein Leben zurück, steht mir das Psalmwort im Sinn: "Er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen" (Psalm 91, 11). Das erlebte ich sogar leibhaftig, denn mehrmals befand ich mich in höchster Lebensgefahr.
Im Jahre 1920, am 11. Oktober, unserem gemeinsamen Geburtstag, schloß ich mit meiner treuen und bewährten Gehilfin den Ehebund. Ein Jahr später verlegten wir unseren Wohnsitz nach Niederhasli im Kanton Zürich, wo wir nach manchen Tagen der Sorge und Not für Gottes Sache reif wurden. Eines Abends standen Brüder der Neuapostolischen Gemeinde vor unserer Tür und brachten und Zeugnis von der wiederaufgerichteten Kirche Christi. Noch nie hatten wir davon gehört, und so waren wir anfänglich sehr zurückhaltend. Doch die Brüder bewiesen Beharrlichkeit, und schließlich ließen wir uns bewegen, ihre Worte auf die Wahrheit hin zu prüfen. Von dieser Stunde an fehlten wir in keinem Gottesdienst mehr. Bald war ich von der Apostellehre so ergriffen, daß ich mich schon vor der Aufnahme in die Gemeinde zum Gesangchor meldete und mit den Weinbergsarbeitern auszog. Meinen Freunden in der Welt teilte ich meinen Entschluß mit, fand aber bei ihnen wenig Verständnis; sie konnten meinen Schritt nicht fassen und wandten sich von mir ab. Ich fand wahre Freunde in meinen Brüdern und Geschwistern. Am 2. Dezember 1924 empfingen ich, meine Frau und unser Kind in der Gemeinde Neerach das Siegel der Gotteskindschaft. Auf dem Weg zu diesem denkwürdigen Gottesdienst stürmte es heftig und regnete es in Strömen. Bei diesen Witterungsverhältnissen mußten wir eine gute Stunde durch Felder marschieren, so daß wir durchnäßt in unserer Versammlungsstätte ankamen und fast triefend dasitzen mußten. Aber das konnte unsere Freude nicht im geringsten trüben.
Nun begannen Jahre des Schaffens für den Herrn. Der Apostel übertrug mir am 11. Oktober 1925 das Unterdiakonenamt. Ein gutes Jahr später, am 19. Dezember 1926, empfing ich das Diakonenamt, und am 19. Februar 1928 erhielt ich den Auftrag, als Priester den Gotteskindern zu dienen. Am 21. September 1933 wurde ich in das Hirtenamt gesetzt und gleichzeitig beauftragt, neben der Gemeinde Niederhasli auch die Gemeinden Bülach und Neerach als Vorsteher zu betreuen.
Die Gründung der Gemeinde Niederhasli mit 17 Seelen fällt in das Jahr 1927. Der Weg in den Gottesdienst und zurück erforderte für die meisten drei Stunden, was für Gäste nicht gerade ermunternd wirkte. Das löste den Gedanken aus, das im eigenen Haus neu errichtete Schlafzimmer der Gemeinde als Versammlungsstätte zu überlassen. Der treue Gott segnete den Entschluß. Die Gemeinde wuchs, und im Frühling 1935 entschied der Apostel, den Raummangel durch den Bau einer eigenen Kapelle zu beseitigen. Mancher Kampf war zu bestehen, bis am 8. September 1935 die Einweihung stattfinden konnte.
Im Jahre 1938 rief mich der Bezirksapostel nach Zürich und übertrug mir am 2. Oktober 1938 das Bezirksältestenamt und damit die Pflege des Bezirks Zürich-Hottingen.
Am unvergeßlichen 5. August 1951 empfing ich aus der Hand des Stammapostels Bischoff in Frankfurt am Main das Bischofsamt. Als der Stammapostel am 11. Oktober 1953 in Zürich-Wiedikon einen Gottesdienst hielt, sonderte er mich zu einem Apostel Jesu aus.
Immer wieder frage ich mich: Ist es Wirklichkeit? Ich kann es kaum fassen. Eines aber ist mir im Zurückschauen neu bewußt geworden: Aus Gnaden bin ich, was ich bin. In Treue und Liebe will ich es dem Herrn danken, und in inniger Verbindung mit meinem Bezirksapostel und dem Stammapostel das mir entgegengebrachte Vertrauen rechtfertigen. Mein Bitten ist täglich: Gib mir, o Vater, ein gläubiges und demütiges Herz und das nötige Maß an Liebe und Weisheit, daß ich deinem Volk ein Apostel sein kann.“
Mitten aus seinem segensreichen Wirken heraus hat der Herr den Apostel J. Baur am 25. Januar 1957 in die Ewigkeit gerufen. Der Stammapostel J. G. Bischoff, der Bezirksapostel E. Streckeisen, die Schar der Apostel und alle Amtsträger verloren in dem Heimgegangenen einen überaus treuen und pflichtbewußten Gottesstreiter.
Am 29. Januar 1957 fand der Trauergottesdienst in unserer Kirche in Zürich-Wiedikon statt. Zu diesem Dienst hatte der Stammapostel den Bezirksapostel W. Schmidt aus Rummenohl/Westfalen ausersehen, an dessen Seite noch einundzwanzig Apostel aus verschiedenen Ländern Europas standen.
J. Baur
11. Oktober 1953
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