* Apostel von 1926 bis 1928
* Bezirksapostel von 1928 bis 1941
- geboren am 8. Dezember 1871 in Steindorf bei Wetzlar
- gestorben am 16. August 1941 in Riverleigh (Queensland), Australien
Amtstätigkeit
- vor 1910: Priester
- nach 1912: Evangelist (per Brief) durch Stammapostel Hermann Christoph Niehaus
- 15. November 1926: Apostel (per Brief) durch Stammapostel Hermann Christoph Niehaus
- 12. Februar 1928: Bezirksapostel
Arbeitsbereich
Australien, Neuseeland
Lebenslauf
Jakob Dietz wurde am 8. Dezember 1871 in Steindorf bei Wetzlar, Deutschland, geboren. Er kam als Drilling zur Welt, blieb aber als einziger der drei am Leben.
Mit 29 Jahren zog er nach Unna. Dort lernte er die Witwe Lina Hildebrandt kennen, heiratete sie und bot auch ihren Söhnen ein neues Zuhause. Durch sie wurde er mit dem Werke Gottes in Verbindung gebracht. Als er 1910 nach Australien auswanderte, stand er im Priesteramt, in dem er in der Gemeinde Iserlohn schon etliche Jahre gedient hatte. Diesen Schritt unternahm er und mehrere neuapostolische Familien aus Westfalen auf den Rat des damaligen Apostels Niemeyer, der bereits 1909 eine Gruppe bewegen konnte, dorthin zu kommen. An Bord des Dampfers „Seydlitz“, der in Antwerpen abgelegt hatte, landeten die Auswanderer im Juni 1910 in Brisbane. Mit der Eisenbahn ging es nun nach Ideraway, von dort mit Pferdefuhrwerken nach Binjour Plateau. Hier wurden sie von denen, die 1909 ausgewandert waren, für einige Tage bewirtet, danach kamen sie in ein Lager in Pumpkin Hut, wo sie in Zelten und Notbauten untergebracht wurden. Doch diese Unterkunft war nur für Frauen und Kinder bestimmt; die Männer fanden zunächst eine Arbeit beim Landstraßenbau. Es dauerte sechs Monate, bis jeder Familie ein Stück Land zugeteilt werden konnte, das sie bewirtschaften sollten. Doch das mußte erst urbar gemacht werden. Die Bäume, die zu fällen waren, gaben Bauholz zur Errichtung von Hütten, in denen die Menschen wohnten. Der Priester J. Dietz bekam eine Farm in der Gegend bei Riverleigh, die er bis zu seinem Tode behielt.
Brachten die Jahre 1910 und 1911 viel irdischen Kummer und Sorgen um das tägliche Brot mit sich, weil die zugewiesenen Farmen noch keinen Verdienst abwarfen, erforderliche Abgaben aber entrichtet werden mußten, brachen mit dem Jahr 1912 die größten seelischen Bedrängnisse und die Not um das geistgewirkte Brot der Seele herein. Der Apostel Niemeyer hatte sich von dem Stammapostel und der Aposteleinheit getrennt. Der Priester J. Dietz und etliche Familien hielten sich aber weiterhin zum Stammapostel. Damit begann eine sehr schwere Zeit in natürlicher wie auch in geistiger Hinsicht. Die, mit denen sie zuvor gemeinsam unter dem Wort Gottes gesessen hatten, setzten der kleinen Schar der Getreuen sehr unangenehm zu. Mit Verleumdungen strengte man einen Prozeß gegen Priester J. Dietz an. Er wurde beschuldigt, Kühe gestohlen zu haben. Die Gerichtsverhandlungen fanden in einem ziemlich weit entfernten Ort statt. Während der notwendigen Abwesenheit von daheim starb die Frau von Priester J. Dietz. So mußte er den Prozeß abbrechen, nach Hause fahren und seine Frau beisetzen. Anschließend wurde der Prozeß weitergeführt, der mit einem Freispruch endete. Viele Jahre lebte J. Dietz als Witwer allein und versorgte sich selbst.
Den Geschwistern, die treu zum Stammapostel hielten, sieben oder acht Familien, fehlte nun eine Versammlungsstätte. Geld besaßen sie auch nicht. Priester J. Dietz sprach mit einem deutschstämmigen Geschäftsmann und erbat von ihm zehn Wellbleche auf Kredit. Ein Holzgerüst wurde erstellt, die Bleche dienten als Dach, Sträucher als Wände und Baumstämme als Bänke. Nun konnten sich die Gläubigen wenigstens wieder zusammenfinden und Gottesdienste erleben. Er sagte einmal im Mitdienen: „Ich war zwar Soldat, auch wenn ich nicht im Krieg war, aber eines lernte ich zu jener Zeit: Gehorsam! Diesen Gehorsam habe ich nach Australien mitgenommen und habe ihn dort in dem ununterbrochenen Kampfe mit den Feinden der Wahrheit, mit den Feinden der Aposteleinheit, mit den Feinden des Stammapostels nötig gebraucht. Was man erlebt und erfahren hat, stärkt den Glauben für die Zukunft. Wenn man kämpfen muß, ist man vor allem darauf bedacht, die Verbindung aufrechtzuhalten; gerade der Kampf hat uns so fest an den Stammapostel geschlossen.“
Als die Lage sich stabilisiert hatte, schrieb der Stammapostel Niehaus an den damaligen Priester J. Dietz: „Wir sahen es nicht gern, daß Sie und die anderen Familien auswanderten, denn wir befürchteten, was gekommen ist. Nun aber, im Rückschauen, sehen wir doch, daß Gott mit seiner Hand eingegriffen hat, denn wären Sie und die anderen Familien nicht ausgewandert, wäre heute in Australien nichts für den Herrn übriggeblieben.“ Der Priester J. Dietz empfing auf schriftlichem Weg das Evangelistenamt. Darin diente er, bis er mit Wirkung vom 15. November 1926 als Apostel ausgesondert wurde.
1914 brach der Erste Weltkrieg aus, dessen Auswirkungen selbst bis nach Australien reichten. Alles, was deutsch war, wurde scheel angesehen. Als geistlicher Führer einer deutschsprechenden Gemeinschaft wurde der Evangelist J. Dietz bis zum Kriegsende interniert. Im gleichen Gefangenenlager wurde auch der frühere Apostel Niemeyer unter Gewahrsam gehalten. Beide sprachen von Zeit zu Zeit miteinander. Einmal erinnerten sie sich dabei früherer Zeiten, wobei der Evangelist J. Dietz sagte: „Vater Niemeyer, war es nicht viel schöner, als wir noch alle eins waren?“ Der Mitgefangene ging in seiner Baracke auf und ab und sagte mit Tränen in den Augen: „Ja! Aber die Leute haben mich dazu getrieben!“
In dem Apostel J. Dietz hatte der liebe Gott den richtigen Mann an diesen Platz gestellt. Er führte ein sehr bescheidenes Dasein, denn an Geld mangelte es immer. Es umgaben ihn nur wenige Geschwister, und diese waren arm an irdischen Gütern. Doch jeder gab sein Letztes nach seinem Vermögen. Der Apostel stand wie ein Feld im stürmischen Meer, durch und durch treu, und das verlieh den Gotteskindern Festigkeit. Es war ihm sogar vergönnt, für die sechs Gemeinden, die aus der Arbeit der Pioniere entstanden waren, bescheidene Kirchen zu bauen. Seine Demut und sein Gehorsam waren vorbildlich. Im Zusammenhang mit der Aussonderung zum Apostel schrieb der Stammapostel Niehaus: „Apostel Dietz, ich will Ihnen mein Schriftgut nicht aufdrängen. Aber Sie können es beziehen, wenn Sie wünschen. Es steht Ihnen jedoch frei, selber für Ihre Brüder zu sorgen.“ Der Apostel J. Dietz antwortete darauf: „Lieber Stammapostel, ich will meine Brüder nicht betrügen, indem ich ihnen mit wenigem diene, während ich die Möglichkeit habe, von Ihrem Golde anzubieten. Bitte schicken Sie mir Ihre Brotbriefe.“
Ein Erlebnis gewährt einen Einblick, unter welchen Verhältnissen der Apostel J. Dietz lebte: Als Witwer wohnte er viele Jahre ganz allein in seiner Hütte auf seiner Farm. Eines Tages biß ihn eine giftige Spinne, wodurch er schreckliche Schmerzen litt. Doch konnte er keine Hilfe herbeiholen. Wie von Gott geleitet, wollte ihn der Bezirksälteste Heinrich Schulte besuchen. Schon von weitem hörte dieser das Stöhnen aus der Hütte. Als sie sahen, was sich zugetragen hatte, ritt der Sohn des Bezirksältesten in vollem Galopp nach dem 12km entfernten Städtchen, um den Arzt zu holen. Dieser kam auch, gab dem Apostel eine Spritze und sagte: „Wäre ich nur eine Stunde später gekommen, dann wäre es mit Ihnen aus gewesen!“
Im Jahr 1933 weilte Bezirksapostel J. Dietz nach den vielen Jahren der Trennung erstmalig wieder in Deutschland, wo er unter den besonderen Segen des Stammapostels Bischoff kam, der ihn mit neuem Geistes- und Glaubensgut ausrüstete und für seine schwere Aufgabe im fernen Kontinent stärkte. Vier Jahre lang hatte er emsig sparen müssen, bis er die Kosten für die Reise zusammen hatte. Während dieses Europaaufenthaltes heiratete der Bezirksapostel J. Dietz am 8. November 1933 Olga Kindler aus Schaffhausen/Schweiz. Nach entbehrungsreichen und harten Zeiten war es ihm vergönnt, mit seiner Frau ein glückliches Leben zu führen. Doch dann waren seine Kräfte verzehrt. Nach längerer Krankheit ging er am 16. August 1941 in Riverleigh/Queensland im Alter von fast 70 Jahren heim.